Bei dieser Erkrankung handelt es sich um die Entzündung einer der beiden Bizepssehnen des Oberarms. Der Bizeps (lat.: musculus biceps brachii) besitzt zwei verschiedene Ursprünge. Sein kurzer Muskelkopf (caput breve) entspringt vom Processus coracoideus, dem Rabenschnabelfortsatz des Schulterblattes. Der lange Kopf (caput longum) wiederum führt vom Tuberculum supraglenoidale am oberen Rand der Schulterpfanne durch das Schultergelenk hindurch und verläuft weiter durch eine enge Rinne (Sulcus intertubercularis) am Oberarm.
Beide Muskelanteile vereinen sich in der Mitte der Oberarmvorderseite und setzen schließlich am oberen Unterarm an. Auf diese Weise können sich bei einer Anspannung des Bizeps sowohl die Schulter, als auch der Ellbogen bewegen. Aufgrund ihrer Anatomie ist vor allem die lange Bizepssehne häufig von Entzündungen betroffen. Nur in circa 10 % der Fälle ist die kurze Sehne Ursache der Beschwerden.
Bizepssehnenentzündung: Was sind die Ursachen?
Die lange Bizepssehne verläuft durch das Schultergelenk und den engen Sulcus, wodurch es an diesen Stellen zu einer starken Reibung kommt. Besonders nach zu hoher sportlicher Belastung kann sich die Sehne entzünden und anschwellen. Wurfsportarten, wie zum Beispiel Speerwerfen, Basketball oder Handball sind häufig Auslöser, die zu diesem Krankheitsbild führen. Aber auch eine falsche Technik oder ein zu hoch aufgelegtes Gewicht beim Krafttraining der Arme kann eine Entzündung dieser Sehne hervorrufen. Vor allem, wenn der Bizeps nur isoliert trainiert wird, belastet dies den Muskel auf Dauer enorm. Fehlende oder zu kurze Regenerationsphasen verschlechtern die Situation umso mehr.
Eine weitere Ursache für eine Entzündung der Bizepssehne kann eine schlechte Körperhaltung sein. Wird der obere Rücken zu sehr gerundet und die Schultern hängen schlaff nach vorne, kommt es zu einer Abschwächung der Rotatorenmanschette der Schulter. Zudem verkürzt die Brustmuskulatur. Dies führt dazu, dass die Sehne noch mehr eingeklemmt und ihre Degeneration umso mehr begünstigt wird. Häufig tritt die Bizepssehnenentzündung in Verbindung mit anderen Schultererkrankungen auf.
Typisch dabei sind die Schultersteife, das Impingement-Syndrom (Schulterenge), Rheuma/Entzündungen der Schulter sowie die Arthrose (Gelenkverschleiß). Darüber hinaus kann ein Unfall oder ein Sturz zu diesem Krankheitsbild führen. Gibt es keinen erkennbaren Grund für die Entzündung der langen Sehne, wird von einem idiopathischen Fall gesprochen.
Welche Symptome können auftreten?
Eine Entzündung der Bizepssehne bereitet zunächst Schmerzen im Bereich der vorderen Schulter. Besonders an der Stelle des Sulcus tubercularis verspürt der oder die Betroffene einen dumpfen bis stechenden Schmerz. Dieser kann bis hinauf in den Nacken oder in den Ellbogen ausstrahlen. Zudem können weitere Entzündungszeichen wie eine Überwärmung, Rötung oder Schwellung auftreten. Je weiter die Entzündung voranschreitet, desto geringer ist in der Regel das Bewegungsausmaß des Schultergelenkes. Deutlich wird dies, wenn die Patientin/der Patient dazu aufgefordert wird, in die hintere Tasche seiner Hose zu greifen, da hierbei häufig starke Schmerzen auftreten. Bei Bewegung des Arms kommt es außerdem gelegentlich zu einem „Schnappen“ oder „Springen“ in der Schulter.
Die Folgen einer Entzündung der Bizepssehne
Wird die Problematik schnell erkannt und professionell behandelt, kann dieses Krankheitsbild rasch wieder abheilen. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Ursache in einer einmaligen Überlastung liegt. Handelt es sich allerdings um eine schwerwiegende chronische Entzündung, zieht sich der Heilungsprozess meist deutlich in die Länge. Wird der betroffene Arm nicht ruhig gestellt und die notwendige Ruhephase somit nicht eingehalten, können weitreichende Folgen entstehen: Die entzündete Bizepssehne kann bei Weiterführung der Belastung ausfransen und instabil werden. Die Schmerzen verstärken sich. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem kompletten Riss der Bizepssehne. Dabei rutscht der Muskelbauch nach unten und ist deutlich im unteren Abschnitt des Oberarmes erkennbar.
Wie wird eine Bizepssehnenentzündung diagnostiziert?
Um herauszufinden, ob es sich bei den Beschwerden tatsächlich um eine Entzündung der Bizepssehne handelt, stehen verschiedene Verfahren zu Verfügung. Zunächst muss der gesamte Krankheitsverlauf (Anamnese) mit der Patientin/dem Patienten durchgesprochen werden. Danach erfolgt die gründliche Inspektion der betroffenen Stelle. Mithilfe einer einfachen Palpation, dem Abtasten mit den Fingern, lässt sich der Schmerz meist genau lokalisieren und somit dem Krankheitsbild zuordnen. Weitere Rückschlüsse lassen sich mit diesen Muskelfunktionstests ziehen:
Beim ersten Test versucht der/die Betroffene den Arm gegen Widerstand nach außen vom Körper weg zu bewegen. Treten dabei Schmerzen auf oder ist die Bewegung eingeschränkt, gibt dies einen weiteren Hinweis auf das Krankheitsbild der Bizepssehnenentzündung.
Zudem bietet sich die Durchführung des Palm-up Tests an. Dafür hebt die Patientin/der Patient den Arm, sodass ein rechter Winkel im Schultergelenk entsteht. Anschließend spreizt sie/er den Arm um 30 Grad nach außen ab und rotiert die Handinnenfläche nach oben in die Supination. Während ein leichter Druck von oben auf das Handgelenk gegeben wird, soll diese Position nun gehalten werden. Ist dies nicht der Fall, oder treten währenddessen Schmerzen auf, gilt dieser Test als positiv. Als bildgebendes Verfahren setzen Ärzte die Ultraschalluntersuchung ein. Um jedoch auch tiefere Strukturen und Begleiterkrankungen besser feststellen zu können, wird darüber hinaus ein MRT (Magnetresonanztomografie) angeordnet.
Mögliche Behandlungsverfahren
Als erste Maßnahme erfolgt die Ruhigstellung des betroffenen Armes. Das bedeutet, dass alle Bewegungen und Belastungen, die die Situation verschlimmern würden, nicht mehr durchgeführt werden dürfen. Für eine sofortige Schmerzlinderung kann Eis auf den vorderen Schulterbereich gelegt werden. Am besten eignet sich Crushed Ice oder ein mit einem Tuch umwickelter Kühlbeutel. Eine Wärmebehandlung darf hingegen nicht erfolgen, da diese die Durchblutung anregt und die Entzündung im schlimmsten Fall noch fördert. Gegen die Schmerzen in der Bizepssehne empfiehlt sich die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), wie Diclofenac oder Ibuprofen.
Weitere Linderung bietet das entzündungshemmende Kortison, das direkt in die Sehne injiziert wird. Der Einsatz dieser Spritzen ist generell jedoch umstritten, da diese die Sehne teilweise instabiler machen. Ist die akute Entzündungsphase überwunden, kann im nächsten Schritt eine physiotherapeutische Behandlung erfolgen. Vor allem die Kräftigung der Schulter-Außenrotatoren sowie die Dehnung der Brustmuskulatur sind von großer Bedeutung, um die Körperhaltung zu verbessern. Infolgedessen gelangt die Schulter in eine bessere Position und das Gelenk wird entlastet. Die Anlage eines Tapes kann dabei helfen, diese Gelenkstellung beizubehalten. Für einen langfristigen Effekt sollten mithilfe der medizinischen Trainingstherapie muskuläre Dysbalancen des gesamten Oberkörpers ausgeglichen werden.
Weitere Behandlungsmethoden bei einer Bizepssehnenentzündung
Eine weitere Methode zur Schmerzlinderung sind Querfriktionen auf der entzündeten Stelle. Diese stimulieren die Mechanorezeptoren, was letztendlich die Schmerzsignale überlagert. Zudem wird der Stoffwechsel und die Bildung der längs verlaufenden Sehnenfasern angeregt. Auch eine Stoßwellentherapie führt in vielen Fällen zu einer (zumindest kurzfristigen) Besserung.
Treten unphysiologische Bewegungsmuster auf, müssen diese korrigiert und verinnerlicht werden. Denn nur, wenn Bewegungen im Alltag und beim Sport reibungslos ablaufen, lassen sich die Gelenke entlasten und spätere Rückfälle vermeiden. Sollten all diese Maßnahmen keine Besserung verschaffen oder die Sehne komplett gerissen sein, hilft oftmals nur eine Operation, um mehr Bewegungsfreiheit zu erreichen.
Eigenübung zur Behandlung einer Bizepssehnenentzündung
Für mehr Schmerzfreiheit und ein größeres Bewegungsausmaß müssen beim spezifischen Training vor allem die Außenrotatoren des Schultergelenkes gekräftigt werden. Sind diese stark genug, halten sie den Oberarmkopf stabiler in der Schulterpfanne, was wiederum die Reibung der Bizepssehne verringert. Im Folgende eine einfache Übung, die sich auch zuhause ohne Therapeut/in einfach durchführen lassen: Im aufrechten Stand (oder auch Sitz) werden beide Unterarme nach vorne angehoben, sodass im Ellbogen ein 90 Grad Winkel entsteht. Als nächstes wird ein elastisches Gymnastikband ohne Zug zwischen den Händen gehalten.
Der gesunde Arm hält diese Stellung bei, während sich der Unterarm der betroffenen Seite nach außen bewegt. Der Oberarm wird dabei eng am Körper positioniert und auch der Unterarm weicht nicht aus, sondern bleibt parallel zum Boden. Ziel sollte es sein, den Unterarm um fast 90 Grad nach außen zu bewegen. Zu Beginn funktioniert das oftmals noch nicht. Das Bewegungsausmaß verbessert sich jedoch mit jeder Trainingseinheit. Anschließend wird der Arm zurück in die Ausgangsposition geführt. Alternativ besteht die Möglichkeit anstatt zum Gymnastikband zu einer leichten Kurzhantel zu greifen. Um beste Ergebnisse zu erzielen, sollten täglich mindestens drei Durchgänge mit jeweils 15 Wiederholungen durchgeführt werden.