Gesundheit & Medizin

Essig in der Schwangerschaft: Ja oder nein?

essig als dressing
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Essig ist eine saure Würze für Salate, kalte Gerichte, Saucen oder auch eine beliebte Beize für Fleischwaren. Essig dient auch als leckeres Aroma in Fertiglebensmitteln wie sauren Gurken, Remouladen oder Senf. Doch ist Essig in der Schwangerschaft wirklich eine gute Idee und wie ist das eigentlich mit dem Alkohol?

Darf Essig in der Schwangerschaft verzehrt werden?

Grundsätzlich ist Essig in Ordnung. Essig ist ein Lebensmittel, das sehr geschmacksintensiv ist. Er wird daher in der Regel nur in kleinsten Mengen verarbeitet und verzehrt. Selbst in Salatsaucen sind oft nur einige wenige Spritzer oder Milliliter der schmackhaften, sauren Würze enthalten. Schon alleine aufgrund der geringen aufgenommenen Mengen gilt Essig als ein sicheres Lebensmittel für Schwangere. Dennoch kommen oft Fragen auf, immerhin wird Essig aus stark alkoholischen Grundlagen gewonnen und bei Begriffen wie „Weißweinessig“ oder „Branntweinessig“ können in schwangeren Frauen schnell Zweifel aufsteigen.

Die Herstellung

Essig entsteht, wenn Fruchtsaft ähnliche Flüssigkeiten mehrmals fermentieren. Ursprünglich entstand der Essig vermutlich ganz beiläufig aus überlagerten Alkoholbeständen. Sehr alter Wein, an den Sauerstoff und Mikroben gelangen (was in Flaschen und guten Fässern ausgeschlossen ist!), „kippt“ irgendwann. Das bedeutet, er wird sauer und Essig entsteht. In der Lebensmittelindustrie wird Essig meistens aus Agraralkohol, Weiß- und Rotwein, Fruchtmost oder Kräuterauszügen gewonnen. Die Grundlage ist immer alkoholisch.

Heute geben Essigerzeuger gezielt Mikroorganismen zu, die alkoholische Flüssigkeiten sicher und hygienisch einwandfrei in schmackhaften Essig verwandeln. Dabei handelt es sich um einen Fermentationsprozess und die zugegebenen Kulturen werden als „Essigmutter“ bezeichnet. Im Laufe der Essigreifung verwandeln diese Mikrolebewesen den Alkohol in Säure. Der Alkohol wird im Zuge der Essigfermentation fast vollständig abgebaut. Im Handel erhältlicher Essig enthält höchstens 0,5 % Vol., also so viel, wie ein als „alkoholfrei“ deklariertes Bier haben darf. Ein normaler handelsüblicher Fruchtsaft (Orangensaft, Apfelsaft und weitere) kann bis zu 0,38 % Vol. enthalten. Der Alkoholgehalt im Essig ist also harmlos.

essig herstellung
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Können Schwangere Branntweinessig, Weißweinessig und Rotweinessig verzehren?

Wie bereits erwähnt, sind alle Essigarten, also auch Kräuteressig oder Apfelessig, aus alkoholischen Grundlagen entstanden. Nur ist der alkoholische Ursprung bei Bezeichnungen wie Kräuteressig nicht mehr zu erkennen. Als Grundlage dient auch in diesem Fall eine alkoholische Flüssigkeit, der würzige Kräuter zugesetzt wurden. Im Falle von Apfelessig entsteht die saure Würze aus Apfelwein. Schwangere dürfen also auch bei Branntweinessig, Weißweinessig und Rotweinessig bedenkenlos zugreifen, da nur das Ausgangsprodukt stark alkoholisch war, nicht aber der Essig.

Essig in Fertignahrungsmitteln

Das feine Aroma steckt in vielen sauren und würzigen Lebensmitteln, die in Konserven, Tuben oder Gläsern angeboten werden:

  • Gewürzgurken
  • Deftig eingelegtes Gemüse (Peperoni, Mixed Pickles, Silberzwiebeln)
  • Senfgurten
  • Senf
  • Ketchup
  • Salatsaucen
  • Fisch‐ oder Fleischmarinaden
  • Mayonnaise und mehr.

Diese Nahrungsmittel stehen oft ganz oben auf der Heißhunger-Liste von Schwangeren und können, was den Essig angeht, jederzeit bedenkenlos verzehrt werden.

Stimmt es, dass Essig Salmonellen abtöten kann?

Salmonellen, Listerien und andere Keime gehören zu den Schreckgespenstern der Schwangerschaft. Für Menschen mit einem normalen Immunsystem sind diese Keime meistens harmlos. Doch bei Schwangeren kann das Immunsystem zugunsten des Babys herabgesetzt sein und dann drohen von diesen Keimen und Bakterien schlimmste Schäden für das Kind. Um die Belastung mit Keimen zu reduzieren, können Schwangere also auch auf die Idee kommen, Lebensmittel (z.B. einen frischen Salat) durch reichlich Essig sicherer zu machen.

Diese Rechnung geht im Grunde auch auf. Essig wurde schon im Altertum als natürliches Desinfektionsmittel verwendet und dem Trinkwasser zugesetzt, um es genießbar zu machen. Sicher kann Essig nicht das gründliche Waschen und andere Hygieneempfehlungen in der Schwangerschaft ersetzen – ergänzen aber schon! Dennoch sollte sich keine Schwangere gezwungen sehen, Unmengen von Essig zu verzehren oder zu verkochen, um die Keimgefahr zu reduzieren. Schmecken sollte und darf es schon noch.

Gebeiztes Fleisch in der Schwangerschaft

Essig taucht rund um die Fragen um sichere Lebensmittel in der Schwangerschaft auch in Verbindung mit gebeiztem Fleisch oder Fisch auf. Insbesondere der Sauerbraten wird in der Schwangerschaft oft kritisch betrachtet. Zudem gibt es in einigen internationalen Küchen Gerichten mit in Essig gebeiztem rohem Fisch. Essig ist in Lage, viele Keime abzutöten, trotzdem ist er alleine kein Garant für vollkommene Keimfreiheit. Deswegen gilt: Mit Essig gebeizte Fleisch- und Fischgerichte sind in der Schwangerschaft nur dann in Ordnung, wenn das Fleisch oder der Fisch anschließend bei großer Hitze durchgegart wurden.

Beim selbst gemachten Sauerbraten (Fleisch extra lange und vollständig in der Marinade belassen!) ist das in der Regel gewährleistet. Im Restaurant müssen Schwangere kritisch nachfragen und auf jeden Fall die Finger von Fischgerichten lassen, die nach dem Beizen mit Essig nicht gegart werden (z.B. roh gebeizter Lachs, mit Essig zubereitete Variationen von peruanischem Cevice oder philippinischen Kinilaw).

Essig als Powerdrink in der Schwangerschaft?

Seit Jahrzehnten hat sich unter gesundheitsbewussten Menschen der Trend etabliert, am Morgen ein Glas Wasser mit Apfelessig auf nüchternen Magen zu trinken. Dieses Gemisch soll sich positiv auf den Säure-Basen-Haushalt auswirken, ungute Bakterien im Darm beseitigen und den Stoffwechsel ankurbeln. Wer sich diese Maßnahme angewöhnt hat, muss also auch in der Schwangerschaft nicht darauf verzichten. Extra mit dem Essigtrinken in der Schwangerschaft anzufangen muss aber nicht sein – es sei denn es schmeckt.

verschiedene essigsorten
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Ist die Säure schädlich für die Mutter oder das Baby?

Rund um den Essig in der Schwangerschaft schrecken manche schwangere Frauen auch vor der Säure zurück. Tatsächlich kann Essig im Magen brennen oder für Aufstoßen sorgen, wenn zu große Mengen konsumiert wurden. Gefährlich ist das in der Regel aber nicht. Dauerhaft sollten trotzdem keine Übermengen von Essig verzehrt werden. Normalerweise sind die weiteren Folgen von zu hohem Essigkonsum Verdauungserscheinungen wie Blähungen oder auch ein weicher Stuhl. Für Schwangere und das Baby besteht dadurch aber keine Gefahr.

Essig ist, in sinnvollen Mengen genossen, tatsächlich ein Lebensmittel als Basen-bildend gilt. Das liegt zum einen an der Eigenschaft von Essig, Bakterien abzutöten und zum anderen an den Fermenten im Essig. Diese bauen sich im Stoffwechsel zu Basen ab beziehungsweise fördern ein basisches Milieu im Gesamtorganismus. Essig ist in der Schwangerschaft also nicht nur ungefährlich, sondern ein gutes, empfehlenswertes und sogar hilfreiches Würzmittel.

Essig in der Schwangerschaft: Das Fazit

Alle Essigarten dürfen von Schwangeren verzehrt werden, auch wenn sie aus Alkohol hergestellt werden. Der Restalkoholgehalt ist so gering, dass er in etwa dem eines normalen Fruchtsaftes oder eines alkoholfreien Bieres entspricht. Auch essighaltige Fertiglebensmittel aus dem Supermarkt sind jederzeit erlaubt.

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