Der Besteckkasten im Küchenschrank war während der letzten Grillsaison eine einzige Enttäuschung. Denn er ist einfach zu klein, um das nötige Besteck zum Grillplatz zu transportieren. Deshalb die Idee, nach eigenen Vorstellungen und Anforderungen einen praktischen Holzkasten selber zu bauen. Wer einen antiken Schrank reaktivieren will, steht oft vor einem ähnlichen Problem.
Der vorhandene Besteckbehälter ist zu klein oder abgenutzt, und die im Handel angebotene Plastikware macht wenig Freude. Selber machen ist sowieso eine interessante Angelegenheit, je nach Vorkenntnissen aber oft auch ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Deshalb hier eine Anleitung, damit sich die Aufregung in Grenzen hält.
Besteckkasten selber bauen: Die Vorbereitung
Zunächst geht es an die Planung. Einige wählen Eichenholz, aber auch Multiplex-Platten sind eine gute Entscheidung. Das Furnierholz aus unterschiedlichen Hölzern bietet alles, was für eine gute und praktische Verarbeitung nötig ist. Wichtig ist die Größe der Schublade, in der der Kasten am Ende untergebracht werden soll. Also zunächst akribisch messen, damit nachher alles passt. Als wichtigstes Werkzeug muss die Tischkreissäge herhalten, aber auch die gute alte Stichsäge reicht für die Anfertigung meist aus. In der folgenden Liste sind auch alle weiteren Utensilien aufgeführt:
- Die Werkzeuge für den Besteckkasten
- Bleistift zum Anreißen
- Tischkreissäge
- Akkuschrauber oder eine Tischbohrmaschine
- Schwingschleifer
- Schraubzwingen
Eins nach dem anderen: Der selbstgemachte Behälter für das Besteck
Orientiert man sich am Innenmaß der meisten Küchenschränke, kann der Besteckkasten ein Außenmaß von 460 x 270 x 80 haben. Jeder Handwerker wird aber sein Projekt an seine individuellen Bedürfnisse anpassen. Die vorhandene Schublade gibt Länge, Breite und Höhe vor. Zu beachten sind aber Besonderheiten wie Topfscharniere oder eine Schranktür, die man eventuell abziehen muss. Im Schubfach untergebracht, sollte der Besteckkasten auch genügend Platz für die Entnahme lassen. Also auch bei der Höhe etwas weniger nehmen. Die Trennwände sollen in den Kasten hineinpassen, und sie sind kürzer als die Außenwände. Deshalb ziehen wir für ihre Länge zwei mal die Stärke des Rahmens ab.
Nun geht es an die Einlegeböden. Wir entscheiden uns für eine Nut von jeweils 3 Millimetern. Dann muss die einzelne Einlage immer 6 Millimeter breiter und auch 6 Millimeter länger ausfallen. Hier die genaue Rechnung:
- Länge (Einlageboden) = Länge (Trennwand) + 6 Millimeter
Der Zuschnitt wird optimal, wenn eine Tischkreissäge zum Einsatz kommt, die über einen Anschlag verfügt. So erhalten alle Einzelteile das selbe Maß. Zunächst sägt man die Vorder- und die Rückwand zu, anschließend die Seitenteile. Leider ist damit zu rechnen, dass sich kleine Ungenauigkeiten ergeben, die Längen also leicht abweichen. Das stellt aber kein wirkliches Problem dar, denn die Einlegeböden kann man nachher anpassen. Deshalb werden sie erst zugeschnitten, wenn die Rahmenteile genutet sind.
Die Nuten für die Seitenteile
Für diese Aufgabe ist eine Tischkreissäge ideal. Steht ein Frästisch zur Verfügung, kann der ebenfalls für das Nuten verwendet werden. Die Oberfräse ist allerdings nur bedingt geeignet, denn wir arbeiten nahe an den Rändern der Holzteile. Fällt die Wahl auf die Tischkreissäge, müssen Spaltkeil und Sägeblattschutz entfernt werden. Bitte unbedingt die Sicherheitshinweise des Herstellers beachten. Das Sägeblatt so weit abgesenken, dass es wenig mehr als 3 Millimeter über den Arbeitstisch ragt. Diese Einstellung ist meist nicht sehr genau, deshalb sollten wir das Restmaterial für Probeschnitte verwenden. Wenn wir weiter davon ausgehen, dass die Böden ungefähr 3 Millimeter in die Seitenbretter hineinragen, empfiehlt sich für die Nut eine Breite von 3,2 Millimetern.
Die Vorder- und die Rückseite sowie zwei Seitenteile erhalten je eine Nut, denn sie bilden den äußeren Rahmen des Kastens. Die drei innen liegenden Bretter brauchen jedoch auf beiden Seiten eine Nut, also insgesamt zwei, denn sie verbinden je zwei Spanplatten. Sind die Rahmen- und die Innenteile genutet, sollte man erneut alles nachmessen. Denn nun geht es ans Sägen der Böden. Und wenn Korrekturbedarf entstanden ist, kann man die Maße noch anpassen. Deshalb stellen wir Seitenteile und Böden zur Probe auf und prüfen die Gesamtlänge.
Die Schraublöcher bohren
Sind alle senkrechten Teile und die Böden gesägt und genutet, bleibt noch das Zusammensetzen des Besteckkastens. Wie bei jeder Holzarbeit hat der Heimwerker nun die Wahl, seiner Sonderanfertigung mit Holzleim oder durch Schrauben festen Halt zu verschaffen. Soll der Besteckbehälter im mobilen Einsatz zwischen Grillplatz und Küche Verwendung finden, sind Verschraubungen die bessere Wahl. Denn bei Bedarf sind die einzelnen Teile schnell zerlegt, gereinigt und unter Umständen sogar neu geschliffen. Allerdings kann man den Eigenbau auch feucht wischen, wenn er wasserfest verleimt ist und anschließend gut Öl aufgetragen wird.
Zum Verschrauben eignen sich sehr dünne Schrauben mit einem extra kleinen Kopf. Diese sind mit einer Bohrspitze ausgestattet, damit das Holz nicht platzt, und bündig ohne Absenkung einzuschrauben. Beim Anreißen orientiert sich der Heimwerker an den Positionen seiner Trennwände und arbeitet wie gewohnt hochkonzentriert. Nur so erhält er immer ein exaktes Ergebnis und in diesem Fall ein ansprechendes Schraubbild. Die Größe des Bohrers wählt er nur wenig geringer als den Durchmesser der Schrauben. So entsteht ein Bohrloch von ausreichender Größe für die Schraube, und der Schraubenkopf findet ausreichend Halt.
Geschliffen und geölt: Das Finish
Nun alle glatten Oberflächen schleifen, und zwar maximal mit dem 240er Korn. Dann kann das Holz noch gut Öl aufnehmen. Die Nuten entgraten, dann das Öl in wenigstens zwei Lagen auftragen. Nach ungefähr 10 Minuten brauchen wir den weichen Lappen und nehmen das überschüssige Öl auf. Denn Tropfen, Nasen oder gar Pfützen hinterlassen klebrige Flecken, die sich nur schwer entfernen lassen. Die Verarbeitungshinweise informieren über die Trocknungszeit. Im allgemeinen kann nach 12 bis maximal 24 Stunden der zweite Auftrag erfolgen. Auch nach diesem Arbeitsgang den Ölüberschuss abwischen und anschließend polieren.
Besteckkasten selber bauen: Die letzten Schritte
Beim Verschrauben geht der Hobbyist sehr behutsam vor, damit die Schrauben gleichmäßig einziehen, keine tiefen Löcher verursachen oder überstehen. Das Drehmoment bleibt minimal und reicht dann immer noch aus für die schmalen Schrauben. Ist alles zur Zufriedenheit der Anwender gelungen, kann das Besteck in den neuen Kasten eingeräumt werden.