Wenn in der Zeit von Sommer bis zum späten Herbst die gelben und grünen Bohnen auf dem Markt ihre Saison feiern, hat auch das unscheinbare Gewürz seinen ganz großen Auftritt. Nahezu beiläufig fragt das Marktstandpersonal, ob zum Bohnenkauf auch ein Bündel Bohnenkraut gewünscht wird. Auf dieses Angebot geht jeder Feinschmecker gern ein. Bohnenkraut ist die ideale Ergänzung für feines Bohnengemüse und Bohneneintopf. Das famose Kraut kann ziemlich viel.
Lange bevor es als Begleiter für Wachsbohnen und grüne Bohnen reüssierte, wurde es zum Kochen für getrocknete Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen und Bohnen eingesetzt, denn es fördert die Verdauung und wirkt krampflösend. Was dabei jedoch auf der Strecke bleibt, ist die feinschmeckerische Erkenntnis, dass Bohnenkraut Pfeffer und Salz teilweise ersetzen kann. Da insbesondere Pfeffer einst zu den sehr teuren Gewürzen zählte, die von weither importiert werden mussten, galt das Bohnenkraut lange Zeit als „der Pfeffer der armen Leute“. Damit tut man jedoch dem würzigen Kraut eher Unrecht. Es zeigt seine ganz besondere Qualität in der Kombinierbarkeit der mediterranen Küche mit Majoran und Thymian, Rosmarin, Lorbeer, Fenchel und Salbei.
Bohnenkraut: Ersatz ist schwer zu finden
Einen wirklichen Ersatz für Bohnenkraut gibt es nicht. Zwar suggeriert die Mischung von Thymian, Majoran und Oregano einen ähnlichen Geschmack und dennoch, sie besitzt nicht die feine und unverwechselbare Pfeffernote. Wer den Mangel kompensieren möchte, kann mit frischem, schwarzem Pfeffer aus der Mühle und dem ebenfalls mit Pfeffernoten gesegneten Basilikum dagegenhalten. Einst zählte Pfeffer aus Indien zu den begehrtesten Gewürz der Welt. Der hauptsächliche Handelsgegenstand der British East India Company in der Zeit von 1600 bis 1874 waren drei Gewürze: Pfeffer, Zimt und Gewürznelken. Sie waren goldwert und wurden auch wie Gold aufgewogen.
Wer die Gelegenheit hat, kauft das originale Bohnenkraut zum moderaten Preis für die Zubereitung von Hülsenfrüchten. Es macht relativ schwere Gerichte von Schwein oder Gans leichter verdaulich und verleiht ihnen eine angenehme Geschmacksnuance. In der Bohnensaison bringt ein frischer Zweig den grünen Bohnen und den Wachsbohnen mehr Intensität. Bohnenkraut ist als frisches Produkt, getrocknet und sanft mitgebraten ein wirklicher Genuss.
Wissenswertes zum Bohnenkraut
Als einjährige Gewürzpflanze ist das Bohnenkraut sehr weit verbreitet und von feiner Würzkraft. Das mehrjährige Bohnenkraut, auch Bergbohnenkraut genannt, ist widerstandsfähiger und von stärkerer Geschmacksintensität. Es gedeiht noch auf einer Höhe von rund 1.200 Metern. Das Verbreitungsgebiet des Bohnenkrauts liegt in ganz Europa. Einst wurde es von Benediktinermönchen in die Welt hinaus getragen. In Griechenland war es eine geschätzte, aromatische Beigabe zu Wein und Honig. Was lag also näher, als das Kraut gleich in der Nähe von Honigblütenpflanzen anzubauen? In England nennt man das Bohnenkraut liebevoll Savory, in Frankreich Sariette, in Italien Santoreggia, in Spanien Ajedra und in Bulgarien Tschubritza.
In allen Ländern ist das Bohnenkraut ein konstanter Bestandteil von typischen Gewürzmischungen. So kommen die berühmten Kräuter der Provence neben Majoran, Thymian, Rosmarin und Oregano nicht ohne Bohnenkraut aus. Auch die ultimative Gewürzmischung für Aalgerichte setzt auf die Verbindung von Bohnenkraut, Thymian, Majoran, Petersilie und Estragon. In Bulgarien bereichert das pfeffrige Kraut die unentbehrliche Gewürzmischung vom „Bunten Salz“.