Geburtstag, Weihnachten, Ostern oder auch Halloween – Zeugen Jehovas feiern keine heidnischen Feste, haben nur den nötigsten Kontakt mit Menschen außerhalb ihrer Religion und sind in vielerlei Hinsicht durch Pflichten eingeschränkt. Doch dürfen Sie trotz der zahlreichen Grenzen Eigentum besitzen? Dieser interessanten Frage wird hier auf den Grund gegangen.
Sind Spenden, Eigentum und Investitionen bei den Zeugen Jehovas erlaubt?
Die Zeugen Jehovas finanzieren sich über Spenden der Mitglieder. Aktuelle Mitglieder geben an, dass die Spenden und die Höhe der Abgaben freiwillig und anonym sind. Aussteiger berichten davon, dass zwar kein Gebrauch von dem Recht auf Einzug der Kirchensteuer gemacht wird, hinter der vermeintlichen Anonymität und Freiwilligkeit jedoch sehr viel Zwang steckt. Es verwundert daher auch nicht, dass die Investitionen in Immobilien hoch ausfallen. Von den USA bis nach Deutschland hat sich die anerkannte Körperschaft Zentren geschaffen, in denen die Mitglieder leben und arbeiten. Hinzu kommt die Zeitschrift „Wachturm“, die ebenfalls zum Einkommen beitragen soll. Der Wert des Eigentums reicht in Milliardenhöhe.
Wer bei den Zeugen Jehovas über die grundlegenden Verpflichtungen hinaus dient, ist jedoch bescheiden untergebracht und bezieht kein Gehalt. Stattdessen gibt es eine gestellte kleine Wohnung, ein Taschengeld und gemeinsame Mahlzeiten. An den Erwerb eines größeren persönlichen Eigentums ist damit auch langfristig nicht zu denken. Grundlegend verboten ist Eigentum bei dieser Auslegung des Christentums allerdings nicht. Vom Auto bis zum Eigenheim können die Anhänger Eigentum erwerben. Bescheidenheit ist dennoch vorherrschend in vielen regionalen Gruppen.
Wer viel hat, kann und sollte auch viel an die Gemeinschaft geben. Das gilt zumindest in Richtung der einfachen Mitglieder zu den oberen Kräften. Während sich die Unteren in Bescheidenheit und Sparsamkeit üben sollen, können sich die Zeugen Jehovas als Institution riesige Komplexe oder mehrere Immobilien in gefragten Nachbarschaften leisten. Die Gläubigen profitieren davon meist nur in sehr geringem Maße.
Die Unterschiede zwischen den regionalen Gruppen
Der eine lebt unverheiratet mit seiner Freundin zusammen und hält den verbotenen Zustand vor seiner Familie und anderen Mitgliedern der Zeugen Jehovas geheim, während er die strikten biblischen Regeln predigt. Sein Ausschluss wäre gewiss, würde er diese Geheimnisse offenbaren oder zusätzlich durch zu viel bekanntes Eigentum über die Stränge schlagen. Der andere denkt gar nicht daran, Eigentum zu erwerben. Die Unterschiede zwischen den Gruppen und der Auslegung der Regeln sind gravierend. Auch wenn Eigentum also nicht generell verboten ist, kann es dennoch verpönt sein, das Einkommen für die eigene Sicherheit zu verwenden, anstatt es zu spenden.
Zeugen Jehovas: Sekte oder Glaubensgemeinschaft?
Wenn es an der Tür klingelt und die Zeugen Jehovas über Gott reden wollen, sind die meisten Menschen davon genervt. Die Missionsarbeit gehört jedoch ebenso zu den Regeln und Pflichten der Anhänger, wie regelmäßige Spenden, der Verzicht auf vorehelichen Sex und stark eingeschränkter Kontakt zu Menschen, die nicht zu den Zeugen gehören. Aufgrund der strikten Vorgaben und der Isolation vom Rest der Gesellschaft wird diese Glaubensgemeinschaft von vielen als Sekte gewertet. Auch in der Kirchenhistorie gehören die Zeugen Jehovas zu den biblisch-apokalyptischen Sekten. In Deutschland ist die Gruppe der Zeugen Jehovas jedoch als Religion und Kirche anerkannt.
Nichtsdestotrotz bleiben Zweifel und Fragen. Die zahlreichen Verbote und Beschränkungen fallen bereits bei Kindern auf. Ob Kindergarten oder Grundschule, bei Festen müssen sie in der Ecke sitzen oder werden an diesem Tag vom Besuch der KiTa oder Schule befreit. Das mutet mehr als traurig an und macht es Jugendlichen und Erwachsenen schwer, die Gemeinschaft hinter sich zu lassen. Ihnen fehlt das Netz außerhalb der Religion. Es überrascht daher nicht, dass sich viele Personen taufen lassen, die von Geburt an bei den Zeugen Jehovas aufgewachsen sind. Freundschaften einzugehen, ist nur innerhalb der Gruppe erwünscht.
Aussteiger berichten daher immer wieder darüber, dass die vermeintlich liebevolle und friedfertige Art der Zeugen Jehovas ebenso eine sehr dunkle Seite aufweist. Neben den Verboten bezüglich Homosexualität, Kontakten und den Verpflichtungen des Missionierens stellt sich die Frage, wie weit die Kontrolle auf die Mitglieder der Kirche reicht.