Ja, es geht, natürlich geht es: Marmelade gelingt auch ohne Gelierzucker. Unsere Großmütter wussten, wie es funktioniert. Sie haben es genau so gemacht, wenn sie sommerlichen Überfluss an Obst aus dem Garten zu lange haltbarem Brotaufstrich verarbeitet haben. So haben sie Wärme und Kraft der Sonne in Gläser gefüllt.
Johannisbeermarmelade: Ohne Gelierzucker? Kein Problem!
Gelierzucker ist rein pflanzlich und hat mit der tierischen Gelatine, die hauptsächlich aus Knochen von Schweinen und Rindern gewonnen wird, nichts zu tun. Auch nicht mit dem vor allem bei Vegetariern beliebten Geliermittel Agar-Agar, für das bestimmte Algen verarbeitet werden und das in der asiatischen Küche gern zum Sämigmachen von Speisen genutzt wird. Der entscheidende und wirksame Stoff im Gelierzucker ist Pektin. Es ist ein sogenanntes Polysaccharin, also ein Vielfachzucker aus den Zellwänden von Pflanzen. Dieses Verdickungsmittel wird vor allem aus Äpfeln und Zitrusfrüchten hergestellt. Pektine sorgen dafür, dass eine Speise geliert, dass sie fest wird. Sie kommen in verschiedenen Früchten in unterschiedlicher Konzentration vor.
In welchem Obst findet sich wieviel Pektin?
Beim Kochen von Marmelade ohne Gelierzucker muss unbedingt bedacht werden, bei welchen Obstsorten leichtes Festwerden garantiert ist, bei welchen nicht und wie das auszugleichen ist. Rote Johannisbeeren zum Beispiel enthalten viel Pektin, schwarze etwas weniger. Hoch ist der Pektingehalt außer bei roten Johannisbeeren bei Stachel- und Brombeeren, bei Quitten und, wie bereits gesagt, bei Äpfeln und Zitrusfrüchten. Diese Sorten bieten sich zum Kombinieren mit solchen an, die nur einen mittleren Pektingehalt haben.
Dazu zählen auch unsere schwarzen Johannisbeeren, mit denen wir uns hier vor allem befassen wollen, aber auch Himbeeren, Pfirsiche, Aprikosen, Nektarinen, Pflaumen, Zwetschgen und Mirabellen. Die Zugabe von Zitronensaft unterstützt das Gelieren. Auf jeden Fall muss beim Marmeladekochen aus pektinarmem Obst dem Festwerden nachgeholfen werden. Erdbeeren, Kirschen, Weintrauben und Holunder, auch Birnen und Ananas benötigen Zitronensaft oder die gleichzeitige Verarbeitung und Zugabe pektinreicher Früchte. Am besten beides, damit alles so gelingt, wie es sein soll.
Was spricht dann dagegen, Gelierzucker zu verwenden?
Abgesehen davon, dass er unnötig, wie wir eben gesehen haben, muss bedacht werden, dass handelsüblicher Gelierzucker nicht nur Pektin enthält. In ihm finden sich Säuerungsmittel. Manchmal sind ihm sogar Konservierungsstoffe wie Kaliumsorbat oder Sorbinsäure zugesetzt. Und damit nicht genug. In manchen Produkten ist das ökologisch fragwürdige und oft sogar als gesundheitsschädlich geltende Palmöl, wenn auch in sehr kleinen Mengen.
Was Fett dort zu suchen hat? Es verhindert das unerwünschte Aufschäumen der Früchte und somit ein Überkochen. Das funktioniert, indem es auf die Oberflächenspannung der Flüssigkeit Einfluss nimmt. Es gibt also genug Gründe, auf einen Zusatz zu verzichten, der unnötig und unter verschiedenen Aspekten sogar nachteilig ist.
Johannisbeermarmelade ohne Gelierzucker: Rezept zum Selbermachen
Man nehme:
- 850 Gramm schwarze Johannisbeeren
- 150 Gramm rote Johannisbeeren
- 1 Kilo Zucker
- Saft einer Zitrone
- 2 EL Wasser
Die Johannisbeeren erst mit kaltem Wasser waschen und dann abstreifen, das heißt, die Rispen durch die Zinken einer Gabel ziehen. Das geht schnell und leicht. Ein Kilo Beeren wandert gemeinsam mit einem Kilo Zucker in einen nicht zu kleinen Topf. Fleißig rühren und einmal aufwallen lassen. Vorsicht, damit der Inhalt nicht schäumt und überkocht! Den Saft der Zitrone dazugeben. Alles zusammen etwa zwanzig Minuten auf kleiner Hitze köcheln lassen. Immer wieder umrühren, damit nichts anbrennt oder sich zu viel Schaum bildet.
Marmelade ohne Gelierzucker muss etwas länger kochen, weil dadurch das Pektin im Obst gelöst wird. Gegen Ende der Aktion empfiehlt es sich, eine Gelierprobe zu machen, indem ein Klecks der heißen Masse auf einen kleinen Teller gegeben wird. Beim Abkühlen zeigt sich sehr schnell, ob die Festigkeit ausreicht. Falls nicht, muss die Beeren-Zucker-Zitronensaft-Mischung noch ein paar Minuten sanft simmern. Vielleicht wird das Endprodukt trotzdem nicht ganz so fest wie erwartet. Das kann passieren, muss aber kein Nachteil sein.
Wenn die gewünschte Festigkeit weitestgehend erreicht ist, wird die Marmelade abgefüllt. Schraubdeckelgläser eignen sich gut. Sie müssen vorher mit kochendem Wasser oder im Backofen sterilisiert werden. Befüllen, verschließen, auf den Deckel stellen und abkühlen lassen. Fertig. Etikettieren und Beschriften mit Datum und Inhalt nicht vergessen!
Johannisbeermarmelade ohne Gelierzucker und ohne Kochen
Kaltgerührte Marmelade schmeckt besonders intensiv, muss aber sorgsam aufbewahrt werden, damit sie sich lange hält. Für Unerfahrene ist es am Anfang besser, nicht zu große Mengen davon herzustellen. Übrigens, einfrieren ist auch eine Möglichkeit. Vorsicht, die Gläser dann lieber nicht zu voll machen, damit sie nicht platzen!
Zutaten:
- 500 g schwarze Johannisbeeren
- 500 g Zucker
Die gewaschenen und vom Stiel befreiten Johannisbeeren und den Zucker mit dem Pürierstab etwa 5 Minuten lang mixen, im Zweifel etwas länger, damit eine wirklich homogene Masse entsteht. Diese in sterilisierte Schraubgläser füllen. Obendrauf entweder ganz wenig hochprozentigen Alkohol geben oder eine etwa einen Zentimeter dicke Zuckerschicht, die hart und trocken wird und Keime fernhält. Es dauert eine Weile (mindestens eine Stunde!), bis die kaltgerührte Marmelade geliert. Sie wird nicht ganz so fest und ist nicht allzu lange haltbar, hat aber ein wunderbar fruchtiges Aroma und alle sonstigen Vorteile rohen Obstes. Einen Versuch ist dieses Rezept allemal wert.
Das Pektin aus den Früchten genügt. Zumindest ist es dann genug, wenn Obst verwendet wird oder Sorten miteinander kombiniert werden, die ausreichend davon enthalten. Die Zugabe von Zitronensaft unterstützt das Gelieren. Und bei der klassischen Variante hilft es, die Marmelade ein bisschen länger kochen zu lassen.