Gesundheit & Medizin

Knirscherschiene: Lieber oben oder unten einsetzen?

Knirscherschiene
Garna Zarina/shutterstock.com

Zwischen 10 und 20 % aller Menschen knirschen bei Nacht und teilweise auch tagsüber mit den Zähnen. Das hat verschiedene negative Auswirkungen und Folgen. Insbesondere werden durch die Reibung und Bewegung mit der Zeit Teile des Zahnschmelzes abgetragen. In einigen Fällen kann das Knirschen zudem zu einer Lockerung der Zähne beitragen.

Sogenannte Aufbiss- oder Knirscherschienen können eine Möglichkeit sein, dem etwas entgegenzusetzen. Knirscherschienen können entweder auf der oberen oder unteren Zahnreihe getragen werden. Welche Variante für eine Patientin oder einen Patienten sinnvoller ist, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab.

Wird eine Knirscherschiene oben oder unten getragen?

Die meisten Patientinnen und Patienten tragen ihre Aufbissschienen auf der unteren Zahnreihe. Das wird von vielen Menschen als angenehmer empfunden. Grundsätzlich ist es aber auch möglich, Knirscherschienen auf den oberen Zähnen zu tragen. Zur Unterbindung von Schädigungen der Zähne durch das Knirschen und Reiben sind grundsätzlich beide Varianten geeignet.

Was spricht dagegen, die Schiene auf der oberen Zahnreihe zu tragen?

In den allermeisten Fällen spricht lediglich der Komfort gegen das Tragen der Aufbissschiene auf den oberen Zähnen. Je nach konkreter Anatomie und Schlafposition kann ein Tragen der Schiene auf der oberen Zahnreihe allerdings Schmerzen verursachen. Insbesondere im Bereich des Zahnfleischs kann die Schiene Druck ausüben, der im Laufe der Nacht unangenehm wird. Patientinnen oder Patienten, die durch das Tragen ihrer Beißschiene Schmerzen erleiden, sollten die Schiene bis auf Weiteres nicht tragen, sondern ihre Zahnärztin bzw. ihren Zahnarzt konsultieren.

schutz vor zähneknirschen
Garna Zarina/shutterstock.com

Die negativen Folgen des Tragens einer falsch eingepassten oder schadhaften Knirscherschiene können mitunter erheblich sein. Das kann bis zur Entzündung einzelner Zahnwurzeln führen. In vielen Fällen reicht es aber, die Knirscherschiene im Nachhinein noch einmal abzuschleifen, um solche Beschwerden zu minimieren. Viele Patientinnen und Patienten empfinden zudem den Vermessungs- und Anpassungsvorgang angenehmer, wenn er an den unteren Zähnen vorgenommen wird. Beim Abformen des Abdrucks, aus dem danach die Knirscherschiene hergestellt wird, kann es im oberen Bereich dazu kommen, dass das Gaumenzäpfchen berührt wird, was zu starker Übelkeit führen kann.

Sollte eine Knirscherschiene nicht auf der unteren Zahnreihe getragen werden?

Grundsätzlich spricht nichts dagegen, die Aufbissschiene auf den Zähnen des Unterkiefers zu tragen. Ähnlich wie beim Tragen auf der oberen Zahnreihe kann es aber auch hier zu Beschwerden kommen. In aller Regel sind diese allerdings auf fehlerhafte Anpassungen der Schiene und nicht auf die Trageposition zurückzuführen.

Zahnärztinnen und Zahnärzte können eine fehlerhafte Aufbissschiene für die untere Zahnreihe meist problemlos nachträglich korrigieren, indem zum Beispiel die Oberfläche abrasiv reduziert wird. Schon Millimeterbruchteile können im Dentalbereich einen merklichen Unterschied machen. Sollte eine bloße Korrektur der Schiene nicht ausreichen, kann es aber sinnvoll sein, stattdessen zu einer neuen Schiene für die obere Zahnreihe zu wechseln.

Was ist eine Knirscherschiene eigentlich genau?

Eine Knirscherschiene, fachsprachlich vor allem Aufbissschiene genannt, ist ein medizinisches Hilfsmittel. Es wird von Zahnärztinnen und Zahnärzten zur Behandlung von Bruxismus, dem unbewusst nächtlich oder tagsüber auftretenden Zähneknirschen und -pressen, verschrieben. Knirscherschienen werden individuell gefertigt und an die Zahnform der Patientinnen und Patienten angepasst. Sie bestehen aus einem robusten Kunststoff, der die Zähne vor unnötigem Verschleiß durch das nächtliche Knirschen schützt.

Modell einer Knirscherschiene
Joe Lorenz Design/shutterstock.com

Die Schiene hat grundsätzlich zwei Funktionen. Zum einen verteilt sie beim Knirschen den Druck, der von einer Zahnreihe auf die andere ausgeübt wird, gleichmäßiger. Dadurch wird die Muskulatur etwas entlastet und das Risiko, durch das Knirschen zusätzliche Fehlstellungen der Zähne zu verursachen, sinkt. Wichtiger aber ist, dass die Schiene aus einem Kunststoff besteht, der weniger hart als die Zähne ist. Dadurch wird durch die Mahlbewegungen beim Knirschen vor allem die Schiene belastet, während die Zähne bzw. der Zahnschmelz nicht oder kaum noch abgetragen werden.

Da die Schiene auch die Kiefermuskulatur entspannt, werden auch sekundäre Symptome des Zähneknirschens durch ihren Einsatz gelindert. Kopfschmerzen und Kiefergelenkschmerzen werden durch Nutzung einer Knirscherschiene seltener. Flankierend zum Einsatz einer Aufbissschiene können in vielen Fällen therapeutische Ansätze sinnvoll sein. Denn die Schiene trägt leider nicht dazu bei, das Knirschen selbst zu verringern. Gerade wenn Zähneknirschen durch Stress und andere psychologische Belastungsfaktoren befördert oder ausgelöst wird, ist es sinnvoll, diesen therapeutisch etwas entgegenzusetzen.

Fazit

Zähneknirschen, medizinisch Bruxismus genannt, kann den Zahnschmelz abtragen und Zähne lockern. Individuell angepasste Knirscherschienen aus robustem Kunststoff können das verhindern. Sie werden sowohl für die obere als auch die untere Zahnreihe angeboten und angepasst. Die meisten Patientinnen und Patienten bevorzugen die untere Zahnreihe, da dies als komfortabler empfunden wird. Je nach individueller Anatomie oder Schlafposition können solche Schienen allerdings Schmerzen verursachen.

Sofern eine Anpassung der Schiene durch Zahnärztin oder Zahnarzt nicht hilft, kann es gegebenenfalls sinnvoll sein, eine neue Schiene für die andere Zahnreihe auszuprobieren. Es gibt allerdings, sieht man einmal von individuellen Fehlbildungen des Kiefers ab, grundsätzlich keine Gründe, eine Schiene nicht auf der oberen oder unteren Zahnreihe zu tragen. Für die meisten Patientinnen und Patienten ist es damit eine Frage des Tragekomforts, ob sie die Schiene oben oder unten tragen.

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