Laminatböden bieten eine Reihe von Vorteilen: sie sind pflegeleicht, bieten eine große Auswahl in Sachen Optik, sind einfach zu verlegen und strapazierfähig. Auch wegen ihrer Preiswertigkeit setzen viele Bauherren und Wohnungsbesitzer auf Laminatböden. In Sachen Lärm sind diese jedoch ein häufiger Grund für Nachbarschaftsstreitigkeiten, da vor allem billige Laminatböden deutlich stärkeren Trittschall produzieren, der von den Nachbarn als Lärmbelästigung empfunden wird. Ist das Vorurteil, dass Laminatböden laut sind, berechtigt und wie urteilte der Bundesgerichtshof in dieser Frage?
Laminat und Lärm: Grundlegende Informationen
Bei Laminatfußböden handelt es ich um einen aus Schichten aufgebauten Fußbodenbelag, der oftmals die Optik von Parkett-, Fließen- oder Steinböden imitiert. Sie bestehen aus einer preiswerten Trägerschicht, die mit einer dünneren Dekorschicht versiegelt und verziert wird. Laminatböden gibt es in unterschiedlichen Paneelstärken und Nutzungsklassen, die die Abriebfestigkeit definieren. Vor allem preiswerte Laminatböden sind oftmals relativ dünn und empfindlicher gegen Abrieb und Feuchtigkeit. Hochwertige Laminatfußböden sind dicker, imitieren die Strukturprägung der nachgebildeten Oberfläche überzeugend und weisen eine aufwendige Oberflächenversiegelung auf.
Die meisten modernen Laminatböden arbeiten mit einer patentierten Klick-Verbindung, dass heißt, die Dielen werden beim Verlegen einfach ineinander geklickt und bilden am Ende einen schwimmend verlegten Bodenbelag. Manche Laminat-Arten werden jedoch direkt auf den Untergrund geklebt. Von dieser Variante ist jedoch abzuraten, da Laminatböden, im Gegensatz zu Echtholzböden, im Falle von Verschleiß und Beschädigungen nicht abgeschliffen werden können und der Boden unter enormem Arbeitsaufwand herausgerissen werden muss.
Laminat und der Trittschall
Als Trittschall bezeichnet man den Schall, der beim Begehen des Fußbodens im Festkörper ausbreitet und in darunterliegenden und angrenzenden Räumlichkeiten wahrgenommen wird. Trittschall überträgt sich also auf die harten Bauteile und breitet sich nahezu ungebremst in den darunterliegenden Etagen aus. Laminatbodenbeläge gelten aufgrund ihrer harten Struktur als laut und übertragen Trittschall deutlich besser als beispielsweise Teppichböden.
Allerdings lässt sich die Trittschallübertragung deutlich verringern, wenn das Laminat nicht ohne Verkleben direkt auf dem Estrich verlegt wird, sondern darunter eine spezielle, schalldämmende Unterlage angebracht wird. Hochwertige Laminate enthalten von Haus aus eine schallreduzierende Dämmschicht, die die Übertragung der Schallwellen und damit den Lärm minimiert.
Geeignete Materialien zur Trittschalldämmung
Laminat und Lärm – dieses Vorurteil ist nur bedingt richtig. Spezielle Trittschall-Unterlagen machen den Auftritt spürbar leiser und mindern die Übertragung der Schallwellen. Die Stärke der Trittschallreduktion wird über den sogenannten ISLam-Wert angegeben. Dieser sollte mindestens 14 Dezibel betragen, für erhöhte Belastungen (z. B. herumtobende Kinder, häufiges Begehen mit Stöckelschuhen, etc.) mindestens 18 Dezibel.
Eine hochwertige Dämmschicht bringt aber noch weitere Vorteile: Sie erhöht die Druckstabilität des Laminats und punktet zusätzlich mit wärmedämmenden Eigenschaften. Letzteres ist allerdings bei Fußbodenheizungen ein Nachteil. Handelsübliche Trittschalldämmungen weisen in der Regel eine Stärke zwischen zwei und fünf Millimetern auf und fallen im Aufbau kaum ins Gewicht. Folgende Materialien sind als Trittschalldämmung geeignet:
- Schaumstoff: Meist handelt es sich dabei um Polyethylen- oder Polyurethan (PU)-Schaum in unterschiedlichen Qualitäten. Polyurethan-Matten erreichen in Sachen Trittschalldämmung Spitzenwerte von 22 Dezibel und mehr. Dämmplatten aus Polystyrolschaum erzielen eine noch bessere Schalldämmung, sind aber bei Fußbodenheizungen nicht geeignet. Der Nachteil von Schaumstoffen ist, dass diese weder ökologisch hergestellt werden noch sich umweltfreundlich entsorgen lassen.
- Holzfaserplatten: Auch Holzfaserplatten erzielen eine ausgezeichnete Trittschallverbesserung von rund 19 Dezibel bei 5 Millimeter Plattendicke. Zudem sind sie nachhaltig, wärmedämmend und können auch Unebenheiten im Untergrund gut ausgleichen.
- Hanffilz: Hanffilzplatten in einer Stärke von 20 Millimetern schaffen eine Trittschallminderung von 30 Dezibel. Hier ist zu beachten, dass der Aufbau damit aber recht dick wird. Für das Material sprechen seine ausgezeichneten Wärmedämmeigenschaften sowie seine Natürlichkeit. Die Platten bestehen vollständig aus Hanffasern und sind damit baubiologisch top.
- Kork: 4 Millimeter dicker Rollenkork schafft eine Trittschalldämmung von 17 Dezibel. Zudem ist Kork ein reines Naturprodukt mit hervorragenden Wärmedämmeigenschaften.
Grundsätzlich eignen sich für Laminate Polystyrol-Platten mit einer Stärke von 5 Millimetern besonders gut, aber auch eine Schalldämmung mit Kork, Hanffilz- oder Holzfaserplatten ist möglich. Die Kosten dafür liegen bei rund 2 bis 15 Euro pro Quadratmeter. Bei hochwertigen Laminatböden mit integrierter Trittschalldämmung enthält die unterste Lage der Dielen bereits eine Dämmschicht aus Kork oder ähnlichen Materialien.
Man erspart sich somit das Verlegen einer Trittschall-Unterlage, allerdings fällt die Schalldämmung nicht ganz so hoch aus, da der bei der Verlegung einer Unterlage entstehende Zwischenraum mit seiner zusätzlich schalldämmenden Wirkung wegfällt. Der Mehrpreis für eine integrierte Trittschaldämmung liegt um die 4 Euro pro Quadratmeter.
Lärmbelastung durch Laminate: Das sagt das Gericht
In Travemünde ließ ein Wohnungsbesitzer den alten Teppichboden herausreißen und ersetzte diesen durch Laminat. Die Bewohner der darunterliegenden Wohnung beklagten sich über den Lärm und zogen vor Gericht. Der Richter des Amtsgerichtes Lübeck gab den Klägern in erster Instanz Recht und verurteilte den Beklagten dazu, entweder einen Teppichboden oder eine andere Variante der Trittschalldämmung zu verlegen. Die beklagte Partei zog vor das Landesgericht Itzehoe, wo der zuständige Richter den Fall anders beurteilte und das Urteil des Amtsgerichts aufhob.
In seiner Urteilsbegründung führte er aus, dass die Lärmbelästigung durch den Trittschall auf dem Laminatboden unter der Grenze von 63 Dezibel lag und die Kläger diese Lärmbelästigung zu tolerieren hatten. Die Kläger zogen daraufhin vor den Bundesgerichtshof, allerdings erfolglos. Die Richterin gestand dem Beklagten das berechtigte Interesse zu, seine Wohnung nach seinem Geschmack auszugestalten und folglich den Bodenbelag selbst zu bestimmen. Das Gericht gestand dem Beklagten die Veränderung ihrer Wohnung zu und erkannte die bei Errichtung des Gebäudes vorhandene Ausstattung – den hochwertigen Teppichboden – nicht als Kriterium an. Die Kläger hatten die Lärmbelästigung durch ihren Nachbarn also hinzunehmen.
Laminat und Lärm: Auf gute Nachbarschaft
Selbstverständlich bedeutet das Urteil nicht, dass der Beklagte nun nach Lust und Laune in seiner Wohnung herumtollen und Lärm verursachen darf. Die gesetzlich festgelegte Trittschallgrenze von 63 Dezibel ist natürlich einzuhalten. Gerade in Mehrfamilienhäusern gestaltet sich das Zusammenleben nicht immer konfliktfrei, sämtliche Bewohner müssen sich jedoch auf den üblich vertretbaren Lärm einstellen. Um Nachbarschaftsstreitigkeiten vorzubeugen empfiehlt sich Fans von Laminatböden aber, auf eine hochwertige Qualität zu achten und sich für Laminate mit integrierter Trittschalldämmung zu entscheiden oder unter dem Laminat eine spezielle Trittschall-Unterlage zu verlegen.
Zudem sollte man aus Rücksicht besonders Trittschall verursachende Handlungen wie das Herumlaufen mit Stöckelschuhen nach Möglichkeit vermeiden. Eltern, deren Kinder gerne herumtollen und -springen, sollten sich im Sinne des Nachbarschaftsfriedens vor allem im Kinderzimmer eher für einen schalldämmenden Teppichboden entscheiden. Um die Ohren der Nachbarn zu schonen, kann es bei einem Laminatboden auch hilfreich sein, an gewissen Stellen wie im Flur oder im Kinderzimmer einen Teppich hinzulegen.
Die Vor- und Nachteile von Laminatböden
Das der vielseitige Laminatbodenbelag sich großer Beliebtheit erfreut, hat viele gute Gründe. Wer sich für Laminat als Bodenbelag entscheidet, sollte jedoch auch gewisse Nachteile beachten, die den Belag nicht für jeden Raum geeignet machen. Hier ein Überblick über die Vor- und Nachteile von Laminat:
Vorteile von Laminatböden
- Große Vielfalt: Die Auswahl in Sachen Optik ist bei Laminatbelägen riesig. Ob Parkett-, Landhausdielen-, Stein-, Fliesen- oder Mosaikoptik, Laminatböden lassen sich wunderbar auf den Rest der Einrichtung und den bevorzugten Wohnstil abstimmen.
- Einfaches Verlegen: Mit etwas Geschick lassen sich Laminate mit Klick-System einfach und schnell verlegen. Zudem können nicht verklebte Laminaten beim Auszug problemlos mitgenommen werden.
- Strapazierfähigkeit: Vor allem höherwertige Laminatböden sind extrem robust. Beim Kauf empfiehlt es sich auf die Klasse, die die Widerstandsfähigkeit angibt, sowie die Abriebklasse zu achten. Laminat ist zudem lichtecht und bleicht nicht aus.
- Einfache Pflege: Laminat ist antistatisch und schmutzabweisend. Zur Reinigung genügen Saugen bzw. Fegen und feuchtes Aufwischen.
- Ideal für Fußbodenheizungen: Da Laminat kaum isoliert und die Wärme ungehindert passieren lässt, eignet es sich hervorragend für Räume mit Fußbodenheizung.
- Günstiger Preis: Im Vergleich zu Echtholzparkett oder hochwertigen Steinböden wie Marmor ist Laminat sehr preiswert. Selbst bei hochwertigem Laminat liegt der Quadratmeterpreis nur bei rund 35 Euro.
Nachteile von Laminatböden
- Laminat und Lärm: Ohne die Verlegung einer zusätzlichen Trittschall-Unterlage bzw. eine bereits im Laminat integrierte Trittschalldämmung sind Laminatböden laut.
- Kein Abschleifen: Laminatböden sind in der Regel mit einer äußerst widerstandsfähigen Versiegelung ausgestattet. Trotzdem können sich im Laufe der Zeit Abnutzungsspuren zeigen, beispielsweise durch die Krallen von Haustieren oder wenn Messer oder schwere Töpfe auf den Boden gefallen sind. Anders als bei Parkettböden, ist ein Abschleifen von Laminaten nicht möglich. Hartwachs oder farblich abgestimmte Holzpaste können grobe Abnutzungen kaschieren, ansonsten bleibt nur das Austauschen des Bodenbelags.
- Nicht Natur pur: Zwar besteht die Trägerplatte in der Regel aus gepressten Holzfasern, für die Dekorschicht kommen kommt jedoch ein spezielles bedrucktes, in Melamin-Klebstoff getränktes Papier zum Einsatz, den Abschluss bildet eine Versiegelung. Nackte Fußsohlen gehen somit nicht auf unverfälschter Natur.
- Nicht hundertprozentig wasserfest: Im Vergleich zu Fliesen kann Laminat an den Fugen aufquellen, da es nicht vollständig wasserfest ist. Für Feuchträume bieten einige Hersteller jedoch spezielle Varianten mit extra Nässeschutz an.
- Kalte Füße: Da Laminat ein schlechter Wärmedämmer ist, holt man sich ohne Fußbodenheizung leicht kalte Füße.