Die Laktatdehydrogenase, kurz LDH, kommt als Enzym in jeder Zelle und somit in sämtlichen Organen des menschlichen Körpers vor. Bei Schädigungen von Zellmembranen gelangt dieses Enzym in die Blutbahn, wo es sich aufgrund seiner Stabilität anreichert. Dadurch eignet sich die LDH als Laborparameter für Zellschäden und weist auf verschiedene Erkrankungen hin. Besonders interessant ist die Frage, ob Stress einen Einfluss auf die LDH-Werte hat. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge und gibt Einblicke in die Bedeutung der LDH-Werte unter dem Einfluss von Stress.
Stress als potenzielle Ursache für erhöhte LDH-Werte
Stress, ob physischer oder psychischer Natur, setzt eine komplexe Kaskade von physiologischen Reaktionen in Gang, die den Stoffwechsel beschleunigen. Dieser gesteigerte Stoffwechsel kann zu einem intensiveren Zellabbau führen, da der Körper unter Stress versucht, schnell verfügbare Energie zu mobilisieren. In diesem Prozess sterben vermehrt körpereigene Zellen, was wiederum die Freisetzung von Laktatdehydrogenase begünstigt.
Die erhöhte Konzentration von LDH im Blut dient somit als Indikator für den gesteigerten Zellabbau, der durch Stress ausgelöst wird. Dieser Zusammenhang zwischen psychischer Belastung und biochemischen Veränderungen unterstreicht die komplexe Wechselwirkung zwischen dem mentalen Zustand und den physiologischen Prozessen auf zellulärer Ebene. Neben Stress beeinflussen und erhöhen auch bestimmte Medikamente, insbesondere einige Schmerzmittel und Gichtmedikamente, die LDH-Werte.
Diese pharmakologischen Einflüsse gestalten die Interpretation von LDH-Tests zusätzlich komplex und erfordern eine sorgfältige Berücksichtigung bei der Auswertung der Laborergebnisse. Zusätzlich zu Stress und Medikamenten treten fälschlich hohe LDH-Werte aufgrund von körperlicher Belastung auf. Intensive körperliche Aktivität, gerade wenn sie unmittelbar vor der Blutentnahme erfolgt, kann zu einem vorübergehenden Anstieg der LDH-Werte führen.
Wie reagiert man am besten auf einen veränderten LDH-Wert?
Die Interpretation eines erhöhten LDH-Wertes gestaltet sich oft als komplex, da dieser bei zahlreichen Erkrankungen auftritt. Um die genaue Ursache der Veränderung zu finden, bedarf es weiterer Untersuchungen. Ein wiederholtes Messen des LDH-Wertes hilft dabei, fälschlich hohe Werte aufgrund äußerer Einflüsse auszuschließen.
LDH: Was ist das eigentlich genau?
LDH, oder Laktatdehydrogenase, ist als Enzym an der Milchsäuregärung beteiligt. Anstatt auf Sauerstoff angewiesen zu sein, gewinnen Zellen so Energie aus Blutzucker (Glukose). In Organen wie der Skelettmuskulatur, dem Herzmuskel, den Nieren, dem Gehirn und der Leber zeigt das Enzym seine höchste Aktivität. Da sie sich im Inneren der Zellen befindet, wird die LDH bei Zellzerstörung freigesetzt und lässt sich im Blut nachweisen. Ein gesteigerter LDH-Wert signalisiert das Absterben von Zellen in einem beliebigen Bereich des Körpers. Aufgrund der Vielzahl der Gewebe, in denen LDH vorkommt, handelt es sich dabei um einen unspezifischen Marker, der bei verschiedenen Krankheiten erhöht ist.
Die Vielfalt der LDH-Isoenzyme
Mit jeweils zwei Typen, nämlich dem H-Typ (Herz) und dem M-Typ (Muskel), setzt sich die Laktatdehydrogenase aus insgesamt vier Untereinheiten zusammen. Diese Untereinheiten vereinen sich zu fünf unterschiedlichen LDH-Isoenzymen. Jedes dieser Isoenzyme weist eine spezifische Verteilung in den Organen auf und fungiert somit als Hinweisgeber für das betroffene geschädigte Organ.
Die fünf LDH-Isoenzyme und ihre Hauptvorkommen sind:
- LDH-1: Herzmuskel, Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und Nieren.
- LDH-2: Nieren, Lunge, Erythrozyten und Herz.
- LDH-3: Lunge, Thrombozyten (Blutplättchen) und lymphatischem System.
- LDH-4: Hauptvorkommen in verschiedenen Organen.
- LDH-5: Skelettmuskulatur und Leber.
Wann wird der Wert bestimmt?
Mediziner setzen die Bestimmung der LDH ein, wenn der Verdacht auf einen Gewebeabbau besteht, beispielsweise bei einem Herzinfarkt oder einer Blutarmut durch den Zerfall von roten Blutkörperchen. Besonders das Isoenzym LDH-1 wird bei einem Herzinfarkt genauer betrachtet, da es sich langsamer abbaut und somit auch für die Spätdiagnostik geeignet ist. Die LDH dient zudem als zusätzlicher Marker bei verschiedenen Erkrankungen, darunter Blutarmut, Herzmuskelschädigungen, Leberkrankheiten, Vergiftungen, Lungenembolie und bösartigen Tumoren.
Referenzwerte und ihre Bedeutung
Die LDH-Werte werden im Blutserum gemessen und variieren je nach Alter und Geschlecht. Ein genauer Referenzwert ist entscheidend für die Interpretation von LDH-Tests. Die erhöhte LDH-Aktivität kann auf verschiedene Krankheiten hinweisen.
Erkrankungen des Blutes:
- Megaloblastäre Anämie
- Perniziöse Anämie
- Hämolytische Anämie
- Pfeiffersches Drüsenfieber (infektiöse Mononukleose)
Herzschäden:
- Herzrhythmusstörungen
- Herzbeutelentzündung
- Herzmuskelentzündung
- Entzündung der Herzinnenhaut
- Herzinfarkt
Erkrankungen der Skelettmuskulatur:
- toxische Muskelschädigungen
- Muskeldystrophie
- Speicherkrankheiten
Entzündliche Gallenwege und Leber:
- Akute Leberentzündung (Hepatitis)
- Leberschädigung durch Vergiftungen
Maligne Erkrankungen:
- Leukämie
- Lymphdrüsenkrebs
Eröhte LDH-Werte durch Stress: Das Fazit
LDH zeigt sich als ein Marker für verschiedenste Erkrankungen und Gewebeabbau im Körper. Stress als Auslöser für einen beschleunigten Zellabbau und damit erhöhte LDH-Werte wirft Fragen nach den Mechanismen und Zusammenhängen auf. Bei erhöhten LDH-Werten ist eine präzise Diagnose entscheidend, um angemessen auf die vorliegende Gesundheitssituation zu reagieren. Eine ganzheitliche Betrachtung, die auch den individuellen Stresspegel und mögliche Stressoren einschließt, ist dabei hilfreich. In jedem Fall unterstreicht die Vielschichtigkeit der LDH-Werte die Notwendigkeit einer sorgfältigen Analyse und Interpretation, um die bestmögliche Versorgung und Therapie für den Patienten zu gewährleisten.