Ist Leitungswasser, das aus dem Hahn kommt, so sauber, dass man es bedenkenlos trinken kann? Oder ist es besser, es vor dem Genuss zu reinigen? Möchte man größere Mengen Leitungswasser entnehmen und diese einige Zeit lagern, sind besondere Vorkehrungen zu treffen. Hier erfahren Sie, welche Methoden es gibt, das Leitungswasser haltbar zu machen.
Haltbar oder nicht: Kann Leitungswasser schlecht werden?
Die wenigsten Menschen glauben, dass Leitungswasser verderblich ist. Kommt es doch sauber aus der Leitung und enthält keine Bestandteile, die faulen, so die weit verbreitete Meinung. Tatsächlich entsteht im Wasser selbst keine Fäulnis, da es nur aus Sauerstoff und Wasserstoff besteht, keine Kohlenhydrate und kein Eiweiß enthält. Ein Vergären, Verrotten oder Schimmeln frischen, industriell abgefüllten Trinkwassers ist daher ausgeschlossen, so lange es luftdicht verschlossen in einer Flasche lagert. Öffnet man jedoch die Flasche oder steht das Wasser offen in einem Glas, gelangen Bakterien hinein, die die Wasserqualität beeinträchtigen und womöglich sogar die Gesundheit beeinträchtigen.
Das Leitungswasser kann im ungünstigsten Fall sogar bereits bei der Entnahme aus dem Wasserhahn mit Schwermetallen oder Bakterien verunreinigt sein. Diese Gefahr besteht vor allem dann, wenn die Wasserleitungen alt, schadhaft oder nicht ausreichend gewartet sind. In solchen Fällen lösen sich daraus unter Umständen Schwermetalle wie Blei, Nickel, Eisen und Kupfer. Gefährlich werden diese allerdings erst dann, wenn Menschen sie in höheren Dosen verzehren. Bis zu einem gewissen Grad ist der Körper dazu in der Lage, die Schwermetalle abzubauen. Wird dieser Grenzwert jedoch überschritten, reichern sie sich in Organen, Knochen und Zähnen an.
Eine akute Gefahr geht von Bakterien, insbesondere Legionellen aus, die sich in Wasserleitungen ansammeln und so das Trinkwasser verunreinigen. Der Hauseigentümer sollte daher regelmäßig Maßnahmen gegen die Bildung der Erreger ergreifen. Es hilft, das Wasser auf 70 Grad Celsius zu erhitzen, da Legionellen dann innerhalb weniger Sekunden abgetötet werden. Ein Warmwasserspeicher sollte mindestens einmal wöchentlich auf 60 Grad Celsius erhitzt werden. Soll entnommenes Leitungswasser vor dem Genuss einige Zeit aufbewahrt werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, es vor einem Befall mit gesundheitsschädigenden Bakterien und sonstigen Erregern zu schützen. Es kann gefiltert, abgekocht oder entkeimt werden.
Leitungswasser filtern und haltbar machen
Zum Filtern gibt es mehrere Möglichkeiten. Bequem ist die Filterung in einer Filteranlage, etwa einem Umkehrosmosefilter. Dieses Gerät ist im handlichen Format mit einer Karaffe und einem Wassertank erhältlich, das praktisch in der Küche aufstellbar ist. Professionelle Anlagen filtern bis zu 1,8 Liter Wasser pro Minute, noch vor der Entnahme aus dem Wasserhahn. Bei der Umkehrosmose findet eine Aufspaltung in Wasser und Schmutzpartikel statt, der Schmutz wird aus dem Wasser herausgefiltert.
Einen Filter zur Reinigung des Wassers mit Schichten aus Kies, gereinigtem Sand, Stoff oder Watte und gewaschener Holzkohle kann jeder selbst bauen. Der selbst konstruierte Filter imitiert eine natürliche Reinigung des Wassers beim Durchlaufen der Erdschichten. Die Kohle filtert einen Großteil der Krankheitserreger und Chemikalien heraus. Schwermetalle, Pestizide und andere unerwünschte Substanzen wie Medikamentenrückstände verbleiben jedoch im Wasser. Bei einer befürchteten stärkeren Verunreinigung des Wassers erscheint daher ein zusätzliches nachträgliches Abkochen sinnvoll.
Wasser richtig abkochen
Um Bakterien und sonstige Krankheitserreger abzutöten, ist ein Erhitzen des Wassers auf 100 Grad Celsius notwendig. Es muss mindestens drei Minuten lang sprudelnd kochen, wenn man sichergehen möchte, dass Keime absterben. Es ist sicherer, die Temperatur des Wassers mit einem Küchenthermometer zu messen. Dass Wasser bei 100 Grad Celsius kocht, gilt nämlich nur auf der Höhe des Meeresspiegels. An Wohnorten in einigen hundert Metern Höhe kocht das Wasser bei geringeren Temperaturen.
Wasser entkeimen: Wie geht das?
Eine chemische Entkeimung des Wassers gelingt mit Tabletten, die allerdings meist Chlor und Jod enthalten. Diese Methode ist daher nachrangig vor dem Abkochen und der Wasserfilterung. Sie sollte eher angewandt werden, wenn die beiden anderen Möglichkeiten zur Wasserreinigung nicht verfügbar sind. Etwa auf Reisen in Wüstengebieten, in denen Brunnen zur Wasserentnahme bereitstehen oder in anderen entlegenen Gebieten mit einfachen Lebensumständen eignet sich diese Methode der zuverlässigen Wasserreinigung. Es können dort mehrere Liter Wasser gereinigt und in saubere Behälter abgefüllt werden, wobei die Haltbarkeit auf einige Tage begrenzt ist, wenn man die Behältnisse nicht durch Auskochen sterilisieren kann.
Haltbar gemachtes Leitungswasser richtig abfüllen und lagern
Grundsätzlich gilt bei allen drei Arten der Wasserreinigung, dass das Trinkwasser anschließend in keimfreien Behältnissen zu lagern ist, damit es mindestens ein Jahr lang frisch bleibt. Einmachgläser eignen sich besonders gut für die Abfüllung des gereinigten Wassers. Vorab sollten sie rund 10 Minuten lang ausgekocht werden, um sie zu sterilisieren. Zur Lagerung empfiehlt sich ein kühler Raum, der keiner zu starken Lichteinstrahlung ausgesetzt ist. Ideal ist ein Kellerraum oder ein Kühlschrank, in den eine geringere Menge haltbar gemachten Leitungswassers hineinpasst.
Unser Fazit
Wasser an sich wird nicht schlecht, da es keine Nährstoffe enthält, die Pilze vergären. Leitungswasser kann jedoch Verunreinigungen in Form von Bakterien und sonstigen krankheitserregenden Keimen sowie Schwermetalle, Medikamentenrückstände und schädliche Chemikalien enthalten. Um Trinkwasserqualität zu erreichen und das Wasser längere Zeit zu lagern. kann das Wasser aus der Leitung gefiltert, abgekocht oder mit Reinigungstabletten entkeimt werden. Behältnisse zur Lagerung des Wassers sind durch 10-minütiges Auskochen zu sterilisieren.