Öl nachfüllen ist eigentlich keine Sache für die Werkstatt. Die Experten in den Fachbetrieben sind für diese Aufgabe mit Sicherheit überqualifiziert. Jeder, ob erfahrener Laie oder Anfänger, kommt mit einem Ölkanister auch alleine klar. Ein paar Kleinigkeiten sind aber doch zu beachten, soll das Auffüllen keinen Schaden anrichten.
Besonders bei der Auswahl der Ölsorte ist ein wenig Sachkenntnis erforderlich. Zwar können unterschiedliche Öle grundsätzlich gemischt werden, die Fahrzeughersteller haben aber nicht aus Lust und Laune für ihre Motoren bestimmte Anforderungen definiert, die man beachten sollte.
Motoröl nachfüllen: Den Ölstand prüfen
Zunächst sollte der angehende Monteur aber feststellen, wie es mit dem Ölstand aussieht. Dazu öffnet er die Motorhaube und fixiert sie mit der seitlichen Arretierung. Im Motorraum befindet sich der Ölmessstab, der an einer Metallöse zu erkennen ist, meist in leuchtendem Gelb oder Orange gehalten, Durchmesser etwa zwei bis drei Zentimeter. Übrigens muss das Fahrzeug gerade stehen. Eine Neigung, egal in welche Richtung, verfälscht die Messung. Der Wagen sollte vor der Messung bewegt werden und die Betriebstemperatur erreichen. Bei erwärmten Motor sammelt sich besonders viel Öl am Boden an, deshalb misst man in diesem Zustand den Ölstand genauer. Deshalb wartet man 5 Minuten, damit das Öl nach unten laufen kann.
Der Messstab reicht bis in die Ölwanne unten am Motor. Man zieht den Stab nach oben heraus und wischt ihn mit einem Lappen oder einem fusselfreien Tuch ab. Auch Papier wird hier gerne genommen. In Werkstätten wird viel mit Papiertüchern auf- und abgewischt, denn das Material ist sehr saugfähig. Den abgewischten Messstab steckt der Heimwerker wieder in die Führung und drückt ihn bis nach unten. Wenn er ihn wieder herauszieht, kann er unten den Ölstand ablesen. Dort sind zwei Markierungen zu erkennen, die den maximalen und den minimalen Ölstand angeben. Auf der Hälfte zwischen der Mitte und der oberen Markierung sollte sich die Ölfüllung befinden, dann ist der Motor optimal versorgt.
Die verschiedenen Bezeichnungen
Der Autofahrer muss aber auch über die Bezeichnungen für das Motoröl Bescheid wissen. Der Händler hat 5W30, 15W40 und andere im Regal stehen. Das „W“ bedeutet „wintertauglich“. Früher gab es für den Sommer- und den Winterbetrieb jeweils andere Öle, und das W hat sich hartnäckig gehalten. Die Ziffern geben die Zähflüssigkeit des Schmierstoffes an. Die Zahl vorne bezeichnet die Zähflüssigkeit bei kalten Temperaturen, die hintere gilt für hohe Temperaturen. Je niedriger die erste, um so mehr eignet sich das Öl bei Kälte, und je höher die zweite, umso zähflüssiger bleibt es bei Hitze. Noch wichtiger aber sind die Ölnormen der Fahrzeughersteller. Auch diese Angaben sind auf dem Gebinde aufgedruckt.
Welches Motoröl nachfüllen für welches Fahrzeug?
Beim letzten Ölwechsel hat die Werkstatt im Motorraum eine Info mit der Ölsorte hinterlassen. Das kleine Schild mit dem Logo der Ölfirma sollte Beachtung finden, denn am einfachsten ist es, die selbe Sorte auch beim Nachfüllen zu verwenden. Ist dieses Schild nicht vorhanden, kann der Mitarbeiter einer Tankstelle in seinen Unterlagen nachsehen. Denn es ist nicht sinnvoll, einfach irgendein Öl beim Teilehändler oder im Baumarkt zu kaufen. Die Autohersteller haben bestimmte Anforderungen an die Schmiermittel herausgegeben.
Besonders die Zusätze müssen bestimmte Anforderungen erfüllen, um Schäden an Motorkomponenten zu vermeiden. Wird ein Öl nachgefüllt, das den Vorgaben nicht entspricht, sind Undichtigkeiten etwa der Ventilschaft-Abdichtungen mit ziemlicher Sicherheit die Folge.
Freigaben und Klassifikationen
Zunächst gibt es die Spezifikationen des API (American Petroleum Institute) und der ACEA (Association des Constructeurs European de l’Automobile), einer europäischen Behörde. Letztere wurde gegründet, um die gehobenen Ansprüche europäischer Hersteller besonders zu berücksichtigen. Einige Autoproduzenten, besonders deutsche, waren aber auch mit diesen Normen nicht zufrieden. Deshalb geben sie eigene Anforderungen heraus, die auch als Freigaben bezeichnet werden. Die VW-Norm VW 507 00 gilt zum Beispiel für alle Dieselfahrzeuge einschließlich älterer Diesel-Normen.
Die neueste Norm ist VW 504 00. Motoröl mit dieser Freigabe eignet sich für Benziner einschließlich aller älteren Freigaben. Öl mit der Norm VW 501 01 ist nur für ältere Fahrzeuge geeignet. Ford vergibt etwa die Freigabe WSS-M2C 925-B für alle Benzinmotoren mit Ausnahme der Modellreihe Ka. Alle Diesel- und Benzinfahrzeuge dieser Modellreihe Ka verwenden stattdessen WSS-M2C 917-A. Auch andere Hersteller, wie Mercedes oder Renault, haben eigene Klassifikationen erstellt. Der Autofahrer sollte sich an die Vorgaben halten, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Der Ersatzteilhändler kann die entsprechende Auskunft geben, und im Internet finden sich die Zuordnungen von Fahrzeugmodell und Ölsorte ebenfalls.
Motoröl nachfüllen: Die Menge macht’s
Wenn man selber Öl nachfüllt, sollte man sich genau an die Vorgaben halten, die der Hersteller für den Motor vorgesehen hat. Die Bedienungsanleitung gibt Auskunft über die Menge . Das Öl darf nur langsam nachgefüllt werden, und zwischendurch kontrolliert man immer wieder den aktuellen Stand. Wenn zu wenig Öl vorhanden ist, wird der Motor nicht ausreichend geschmiert. Dann reiben Metallteile aneinander, und der Verschleiß erhöht sich deutlich. Sogar ernsthafte Schäden am Motor sind zu erwarten. Aber auch ein zu hoher Ölstand birgt Gefahren. Im Kurbelgehäuse bilden sich Ölrückstände, welche die Ventile verfetten und ihre Funktion beeinträchtigen.
Der Ölstand darf auch nicht bis zur Kurbelwelle reichen, denn während des Betriebs kann das Öl dann aufschäumen. Die entstehende Blasenbildung reduziert die Schmierwirkung des Motoröls, was den Verschleiß ebenfalls erhöht. Außerdem entsteht ein höherer Öldruck, der Dichtungen beschädigen kann. Bei einem Dieselmotor ergibt sich eine zusätzliche Gefahr. Überschüssiges Öl kann angesaugt und verbrannt werden. So kann es im extremen Fall sogar zu einem Motorschaden kommen. Wenn der Ölstand also deutlich über dem Maximum steht, sollte man überflüssiges Öl absaugen. Mit einer einfachen elektrischen Pumpe kann dies jeder Autobesitzer ebenfalls selber vornehmen.