Starke, ziehende Schmerzen deuten oft auf eine Nackenzerrung hin. Meist haben sie ihre Ursache in einer Überlastung der Halsmuskulatur. Aber auch die Muskeln in Schulter oder Rücken kommen als Grund für die Beschwerden in Frage.
Die Diagnose der Ursachen bei einer Nackenzerrung
Grundsätzlich ist unsere Muskulatur elastisch und passt sich verschiedenen Situationen problemlos an. Zu einer Zerrung kommt es, wenn einzelne Bereiche ermüdet sind oder ihre Dehnfähigkeit übermäßig beansprucht wird. Dann reißen einzelne Muskelfasern und Blut gelangt ins umliegende Gewebe. Unter Umständen wird ein Bluterguss erkennbar. Bei der Nackenzerrung treten derartige Symptome jedoch nicht auf. Der behandelnde Orthopäde erkennt während der Kernspintomograhpie stattdessen eine Ödembildung in der betroffenen Muskulatur.
Hervorgerufen werden die Beschwerden meist durch eine überstarke Dehnung oder eine plötzlich auftretende Überlastung. Denn der Hals ist durch seinen Bewegungsumfang sehr anfällig für unkontrollierte Bewegungen, die auch zu einer Zerrung führen können. Bei Auffahrunfällen kommt es bekanntermaßen häufig zu einem Schleudertrauma, das oft mit Zerrungen der Nackenmuskulatur einhergeht. Der Therapeut wird also auch eine Anamnese durchführen. So erfährt er, ob ein aktuelles Ereignis die Beschwerden ausgelöst hat oder ob vielmehr die allgemeinen Lebensumstände des Patienten verantwortlich sind.
Zusätzliche Beschwerden
Neben der schmerzhaften Einschränkung der Beweglichkeit der Halswirbelsäule kommen weitere Symptome hinzu. Die Beschwerden strahlen oft aus in Arm und Schulter, und in der Folge wirken diese Verspannungen wieder auf die gezerrten Bereiche im Hals. So ergibt sich bisweilen ein Kreislauf von abwechselnden Symptomen, auch das Nervensystem ist häufig mit beteiligt und kann den Schmerz verstärken.
Welche Fachrichtung ist zuständig?
Üblicherweise beginnt die Behandlung beim Hausarzt. Der wird aber schon bald zu einem Fachkollegen überweisen, der auf die Behandlung und Therapie einer Nackenzerrung spezialisiert ist. Der Orthopäde erkennt die Ursachen im Bereich der Halswirbelsäule, ein Osteopath führt eine ganzheitliche Untersuchung durch. Der Physiotherapeut erstellt ebenfalls eine Diagnose und ist bei Therapie und Vorbeugung ein kompetenter Ansprechpartner.
Die Behandlung einer Nackenzerrung
Die von einer Nackenzerrung verursachten Schmerzen vergehen oft nach ein paar Tagen oder Wochen auch ohne Behandlung. Bis zur vollständigen Genesung lindern frei verkäufliche Schmerzmittel wie Paracetamol die Beschwerden. Auch nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) eignen sich aufgrund ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften. In Abhängigkeit vom Beschwerdebild sind Wärme- oder Kältekissen hilfreich, die auf die schmerzende Stelle gelegt werden.
Kälte führt zu Kontraktionen, während die Wärmebehandlung das Gewebe und die Nerven entspannt. Die Patienten reagieren unterschiedlich auf beide Arten, auch in Abhängigkeit von der aktuellen Symptomatik. Tritt eine Missempfindung auf, kann man zur anderen Methode wechseln. Oft steht aber die Entzündung noch im Vordergrund, die der Arzt zunächst mit den NSAR behandelt. Nach ihrem Abklingen ist eine erneute Thermobehandlung meist erfolgreich.
Massage, Ultraschall und TENS
Massagen oder physikalische Therapien verordnen die Mediziner nur selten, nicht zuletzt aus Kostengründen. Grundsätzlich haben sich diese Methoden aber hinreichend bewährt, besonders wenn eine Fachkraft die Behandlung durchführt. Bei einer Behandlung mit Ultraschall oder Reizstrom (TENS) ergeben sich ähnliche Effekte wie bei einer Massage. All diese Heilverfahren fördern die Durchblutung der betroffenen Region und fördern den Stoffwechsel. Damit ergibt sich eine positive Wirkung auf die betroffene Muskulatur und auf den Genesungsverlauf. Der Arzt kann auch eine Physiotherapie verordnen. Dann sollten die Schmerzen jedoch bereits länger als vier Wochen andauern.
Die Physiotherapeuten kennen diverse Übungen, um eine verspannte oder gar verkürzte Muskulatur zu behandeln. Das Ergebnis ist eine Mobilisation der Halswirbelsäule und der umgebenden Muskulatur. Wurden die Verspannungen durch Stress hervorgerufen, sind Entspannungsübungen (Yoga) oder meditative Bewegungstherapien gute Behandlungsansätze.
Gels und Salben bei einer Nackenzerrung
Auch Einreibungen konnten sich bei der Therapie hinlänglich bewähren. Eine Salbe mit Arnika sorgt für eine schnelle Linderung. Ihr ätherisches Öl verbessert die Durchblutung und wirkt gegen die Entzündungen. Menthol und Eukalyptus entspannen und regenerieren die Muskulatur. Auch die bekannten Schmerzgels und Salben – mit entzündungshemmenden Wirkstoffen – wirken bei vorschriftsmäßiger Anwendung schnell und nachhaltig gegen die Beschwerden.
Vorbeugung einer Nackenzerrung: Ruhe bewahren
Zerrungen der Nackenmuskulatur lassen sich durch eine Entspannung der entsprechenden Muskelpartien vorbeugen. Der Patient sollte monotone Arbeitsabläufe oder ständig wiederkehrende Bewegungen nach Möglichkeit vermeiden. Oft sind Bildschirmarbeiter von diesem Krankheitsbild betroffen. Wenn sie jedoch regelmäßig eine Pause einlegen, lassen sich die Beschwerden minimieren. Mindestens werden die Attacken weniger heftig, und sie treten seltener auf.
Dehnungen im Büro
Besonders wenn die arbeitsfreie Pause für Dehnübungen genutzt wird, stellen sich schnell Erfolge ein. So bewegt der Beschäftigte etwa den Kopf langsam von links nach rechts. Oder er senkt das Ohr auf die jeweilige Schulter, bis er an der Halswirbelsäule einen leichten Zug spürt. Die betreffenden Passagen lockern sich auch bei einer Streckung des Kopfes nach oben, wenn man die Schultern gleichzeitig nach unten zieht.
Unnötige Bewegungen vermeiden und einer Nackenzerrung vorbeugen
Wer akut von den Schmerzen betroffen ist, nimmt automatisch Schonhaltungen ein. Diese reduzieren im Krankheitsfall den Bewegungsaufwand, sie können aber auch bei der Vorbeugung sinnvoll sein. Werden etwa die Augen gesenkt, und der Kopf bleibt in seiner Position, kommt es nicht zu einer Belastung der Nackenmuskulatur. Deshalb hält der Mitarbeiter sein mobiles Endgerät besser nah am Gesicht und nutzt die Beweglichkeit seiner Augen. Anfangs sollte man die Haltung immer wieder überprüfen und wenn nötig korrigieren.
Das richtige Verhalten am Schreibtisch
Viele Beschäftigte verbringen täglich eine lange Zeit am Bildschirm. Dann empfiehlt sich eine Haltung, die den Rücken entlastet, um die Muskulatur nicht unnötig zu fordern. Also gerade sitzen, die Schultern sind entspannt, die Füße befinden sich nebeneinander am Boden. Wer zwei oder frei mal pro Stunde aufsteht, sorgt für Dynamik und ein rückenfreundliches Sitzen. Der Handel bietet in der Höhe verstellbare Schreibtische an, die eine ergonomische Haltung fördern. Auch der Bürostuhl kann mit einer entsprechenden Flexibilität für Entlastung sorgen. Idealerweise befindet sich die obere Bildschirmzeile nämlich unter der Augenhöhe, mit dem individuell einstellbaren Mobiliar findet jeder die für ihn optimale Arbeitshaltung.
Sport und Bewegung
Für das Freizeitverhalten gilt dass Nämliche. Nicht wenige sind von Nackenschmerzen aller Art betroffen, und ihnen hilft besonders ein regelmäßiges Entspannungstraining. Auch eine geschwächte Muskulatur kann die Ursache sein, dann ist ein Krafttraining angeraten, das die Halsmuskulatur stärkt. So vermeidet man Überlastungen, die den Nacken überfordern und oft die eigentliche Ursache der Schmerzen sind.
Eine ganze Reihe von Sportarten unterstützt den Betroffenen bei der Vorbeugung. Bald führt ihn sein Weg ein bis zwei mal in der Woche auf den Trainingsplatz, um die Muskulatur zu kräftigen. Walking oder Schwimmen eignen sich besonders, aber auch Laufen empfehlen Sporttherapeuten als nützliche Trainingsformen. Pilates und das bei der Behandlung bereits erwähnte Joga sorgen nicht nur für Ruhe und Ausgeglichenheit, sondern entlasten mit den passenden Dehnübungen zusätzlich die betroffenen Bereiche der Muskulatur.
So hat eine Nackenzerrung keine Chance: Gelegenheiten im Alltag nutzen
Sei es im Büro oder in der Freizeit, wir alle sitzen viel zu viel irgendwo herum, oft mit Folgen für die Gesundheit. Mediziner haben längst erkannt und weisen immer wieder darauf hin, dass das Sitzen ein für den Organismus sehr unvorteilhaftes Verhalten ist. Längst haben sie erkannt: Beim Stehen, Gehen und Liegen bleibt der Körper gestreckt, und es kann nicht zu Stauungen im Beckenbereich kommen. Was oft Folgen für den unteren Rücken hat, der seinerseits wieder durch Fehlhaltungen auf Hals und Nacken wirkt. Deshalb sollten wir im Alltag jede nur erdenkliche Gelegenheit nutzen, um uns zu bewegen. Statt Rolltreppe oder Aufzug nutzen wir die Treppe, gehen auch mal eine Busstation zu Fuß, fahren Rad und lassen das Auto stehen.
Außerdem meidet der Vorbelastete jede falsche Bewegung. Beim Heben eines schweren Gegenstands bleibt der Rücken gerade, stattdessen erfolgt das Anheben mit gebeugten Knien aus der Hocke. Das schont die Bandscheiben und den gesamten Rücken, und so entsteht keine Gefahr für den Nackenbereich. Zusätzlich Zugluft vermeiden, den Stress reduzieren und beim Laufen nicht auf die Füße schauen, sondern nach vorn. Bei Kälte besser einen Schal tragen oder ein Halstuch.